Lichtenberg - Im Juli befassten sich die Mitglieder des Kreistages mit dem Thema „Hängebrücke über das Lohbach- und das Höllental“. Von gut 200 000 Touristen jährlich ist die Rede. Die damit verbundenen logistischen Herausforderungen und die Auswirkungen auf den Umweltschutz rufen Gegner und Mahner auf den Plan. Auch die SPD-Kreistagsfraktion möchte das Projekt nicht von Anfang an nur mit der rosaroten Brille betrachten, sondern „nach vorne schauend, aber dennoch kritisch“ an die Sache herangehen. Zum Meinungsaustausch und kritischer Diskussion trafen sich die Mitglieder der SPD/ALB/Grünen-Kreistagsfaktion, Bürgermeister und Stadträte in Lichtenberg.
„Wir haben bisher lediglich eine technische Machbarkeitssutdie für die geplanten Hängebrücken über das Höllental. Unsere Landkreisbürger haben daher das Recht, von Anfang an in den Planungsprozess eingebunden zu werden“, sagt Fraktionssprecher Ulrich Scharfenberg und nimmt ebenso wie seine Fraktionskollegen aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und ALB die Sorgen der Gegner ernst. „Wir haben den transparenten Prozess mit möglicht großer Bürgerbeteiligung eingefordert!“
Auf Scharfenbergs Initiative hin hatte das Landratsamt Mitte September zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, bei der auch Gegner zu Wort kamen, die Bedenken äußerten. „Diese Bedenken wurden nicht bei der Berichterstattung aufgeführt“, wunderte sich Bürgermeister Matthias Döhla . „Kein Wunder, wenn sich bei den Einheimischen der Verdacht erhärtet, dass das Projekt im Vorfeld schon eine beschlossene Sache ist“, monierte der Vorsitzende des Nailaer SPD Ortsvereins Daniel Hohberger. Elke Beyer, Sprecherin der ALB, hatte bereits in der letzten Kreistagssitzung für die gesamte SPD-Fraktion Stellung zum Projekt bezogen, die sie nun bekräftigte: „Wir sehen das Brückenprojekt als Chance für den gesamten Landkreis und darüber hinaus. Greifen wir diese Chance auf und reden sie nicht von Anfang an tot. Der Landkreis soll sich touristisch weiterentwickeln, Stillstand ist nicht gewünscht und Grabesruhe auf dem Lichtenberger Marktplatz auch nicht. Ganz wichtig sind aber auch die sachlichen Beiträge der Gegner: Sie helfen bereits im Vorfeld Fehler zu vermeiden oder Gedankengänge zu optimieren!“ Ulrich Scharfenberg fordert weiterhin ein transparentes und öffentliches Verfahren. Insbesondere das bereits 1939 unter Naturschutz gestellte Gebiet gelte es zu beschützen und zu bewahren. Heute könne die Fraktion noch nicht sagen, ob es mit ihr die Hängebrücken tatsächlich geben werde oder nicht. Durch den mehrheitlichen Beschluss im Kreistag sei zunächst der Weg geöffnet, um in allen Bereichen wie Naturschutz, Technik, Verkehrsnetze, Gastronomie in die Detailplanung zu gehen.
„Bei diesem Projekt sind elementare Bedürfnisse der Menschen ebenso zu schützen wie die der Natur!“, bekräftigt Landtagsabgeordneter Klaus Adelt. Aktuell stehen noch Mobilitäts- und Umweltprüfung aus. Besonders die Umweltprüfung wird u.a. von Klaus Adelt, Ulrich Scharfenberg und Thomas Friedrich vehement eingefordert, aber auch das Mobilitätskonzept unter Einbezug des öffentlichen Personennahverkehrs werde eine logistische Herausforderung und müsse die Fraktion 100%ig überzeugen.
„Sollte alles in eine Richtung gehen, die nicht mehr vertretbar ist, so ist es durchaus legitim, die sprichwörtliche Reißleine zu ziehen.“ formulierte Klaus Adelt. „Jederzeit muss es eine Ausstiegsmöglichkeit geben!“, fasste Ulrich Scharfenberg die Diskussion zusammen.